#40XSEDEL – das Jubiläum
40 Jahre ILM Sedel; schon längst Erwachsen, im Herzen noch immer jung – verspielt, neugierig und experimentierfreudig. Eine konfliktreiche aber schöne Kindheit. Eine wilde Jugend, enthusiastisch, aufrichtig und weltoffen. Ein kollektiver Thinktank der Subkultur, ein unendlicher Nachschub an Kreativität.
Realistisch auf dem Boden der Tatsachen, utopisch im Potpourri der Möglichkeiten. Sowohl Underdog als auch Mutterschiff. Das Musik- und Atelierzentrum auf der Anhöhe beim Rotsee. Eine unendliche Geschichte.
Anfangs der 1980er Jahre glich die Schweiz einem subkulturell ausgetrockneten Brachland. Die Jugendbewegungen fristeten ein Dasein in den Gassen und Kellern der Städte. Jeglicher Abweichung der Norm wurde vom bürgerlichen Establishment noch immer die Relevanz aberkannt, auch über ein Jahrzehnt nach den Jugendunruhen in den 1968ern. Diese Haltung sollte sich noch als Bumerang erweisen. In mehreren Schweizer Städten flammten Jugendproteste auf, so zum Beispiel in Zürich – AJZ subito, Züri brännt.
Vor diesem Hintergrund muss das plötzliche Einlenken der Stadtregierung Luzerns gesehen werden, welche kurz vor einer angekündigten Demonstration für kulturelle Freiräume und Proberäume, der Nutzung der ehemaligen Strafanstalt Sedel als Musikzentrum eine Zusage erteilten. Diesem Entscheid sind monatelange zunächst unfruchtbare Verhandlungen vorausgegangen. Der Druck kam nicht von ungefähr. Anfangs 1980 fielen ein Dutzend Proberäume eines Lagerhauses auf der Allmend einem Brand zum Opfer, die Bands standen alternativlos auf der
Strasse. Zudem begann sich die Luzerner Punk-Szene zu organisieren und kulturelle Freiräume zu fordern, weg von der Straße, rein in den Club.
Am 15. April 1981 war es dann soweit, dem neu gegründeten Verein ILM Sedel, der Interessengemeinschaft Luzerner Musiker*innen, wurden die Schlüssel für eine vielversprechende Zukunft überreicht.
Heute zählt der Verein gegen 400 Mitglieder, welche in den 55 Proberäumen und Ateliers an rund 100 Musik- und Kunstprojekten arbeiten. Jahrzehnte mit Mehrfachbelegung und Wartelisten. In seiner Dimension wohl weltweit einzigartig.
Auf politischer Ebene und in gesellschaftlichen Zusammenhängen vertritt der Vorstand der ILM ehrenamtlich die Interessen der Mitglieder. Die mit aktuell auf 180 Stellenprozente dotierte Betriebsgruppe wiederum verwaltet die Proberäume und Ateliers und organisiert jährlich rund 120 Fremd- und Eigenveranstaltungen im hauseigenen Club mit einer Kapazität von 250 Besucher*innen.
Der Schwerpunkt der Veranstaltungen bilden dabei nebst Partys vor allem Livekonzerte im Bereich Punk, Rock, Metal, Electronica, IDM, Independent, Hip-Hop, Reggae, SKA und experimentelle zeitgenössische Musik. Der Sedel als Club hat sich über die Jahrzehnte national, wie auch international in der Musikszene einen unverfänglichen und authentischen Ruf erarbeitet.
#40XSEDEL,das 40jährige Jubiläum! In gewohnter Manier wird dieser bemerkenswerte Moment mit einem kräftigen Hieb in die Magengrube des Mainstreams zelebriert, auf dass in den entstandenen Rissen die Subkultur den Weg in die letzten Winkel des bewussten Daseins findet - im Club, in der Stadt, im ganzen Land. So der Plan, dann kam das Virus.
Die Organisator*innen von #40XSEDEL haben sich anfangs 2021 nach monatelangen Vorbereitungen schweren Herzens entschieden, die geplanten Publikumsveranstaltungen um ein Jahr zu verschieben. Alles andere wäre ein vom Zwangsoptimismus gekröntes Trauerspiel und gegenüber den Gästen, des Personals und den Künstler*innen nicht vertretbar. Doch genug des Jammerns, aus der Not wird eine Tugend.
2021 geht online: Am 15. April, exakt 40 Jahre nach der Schlüsselübergabe, wird die erste Folge „Potpourri - der Sedel Podcast“ ausgestrahlt; Rückblicke, Hintergründe und Aussichten von und mit den Macher*innen aus 40 Jahren Sedelgeschichte, monatlich eine neue Folge geschmückt mit einer gehörigen Portion Gossip. Weiter werden Livestream Konzerte und im Rahmen der Möglichkeiten durchgeführte Kleinanlässe entwöhnte Kulturinteressierte durch das Jahr 2021 tragen.
2022, so viel sei hier verraten, wird das kulturelle Verständnis des Sedels wieder mit Pauken und Trompeten in die Stadt und ins ganze Land hinausgetragen. Das Veranstaltungsbudget wird kräftig aufgestockt, auf dass es im Club das ganze Jahr über musikalische Perlen regnen lässt. Doch damit nicht genug.
Die „Jailbreak Tour“, von Januar bis März monatlich eine Minitour mit Sedelbands durch die Clubs in der ganzen Schweiz. Ende Januar dann „Pretty Vacant“, das exklusive Punk Jubiläumswochenende. Im April „Weisst du noch?“, der Apèro mit Urgesteinen aus den Grüner*innenzeit, geschmückt mit auserlesenen Konzerten. Ende Mai folgt „Jailhouse Rock“, eine Sonderausgabe des legendären „Die Zelle rockt“ - Proberaumfestivals. Mitte Juni „Leech“, ein kleines Open Air auf unserem Vorplatz. Ende Juli „25 Jahre Thrasher Produktion“, das MegaMosh Jubiläumsfestival. Anfangs September dann die Premiere: „Jailhouse Walk“, die Jubiläumsparade durch die Strassen Luzerns. Im Herbst eine Überraschung in Koproduktion mit der Schüür, eine Spezialausgabe „Der Sedel rockt @ Schüür“. Über das ganze Jahr verteilt, „Lucerne by night“, eine Fotoausstellung in diversen Lokalen der Stadt.
Die aktuellen Angaben zu allen Veranstaltungen sind auf der Homepage 40xsedel.ch zu finden.
40 Jahre ILM - Sedel goes crazy!